Sanft schiebt sich der Katamaran vor der Südwestküste Teneriffas über das spiegelglatte Wasser. Die Nachmittagssonne wärmt die Haut, eine leichte Brise trägt den salzigen Duft des Atlantiks herüber. Plötzlich verstummt das Gespräch an Bord, die Motoren werden gedrosselt – gespannte Blicke gleiten über die Reling. Dunkle Silhouetten zeichnen sich ab, durchbrechen die glitzernde Oberfläche: eine Gruppe Pilotwale in harmonischer Formation. Ein Delfin springt voraus, als wolle er die Gäste willkommen heißen. Wer dieses Naturschauspiel selbst erleben möchte, sollte auf einen zertifizierten Anbietern setzen. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über nachhaltige Walbeobachtung auf Teneriffa.
Die Südwestküste Teneriffas gehört zu den besten Orten weltweit, um Wale und Delfine das ganze Jahr über in freier Wildbahn zu beobachten. Zwischen Punta Teno und Punta Rasca – einer offiziell geschützten Meereszone – tummeln sich über 20 Arten von Meeressäugern oder ziehen während ihrer Wanderungen vorbei: vom verspielten Zügeldelfin über den scheuen Cuvier-Schnabelwal bis hin zum majestätischen Blauwal. Auch Meeresschildkröten, Gelbschnabel-Sturmtaucher und sogar Seeadler lassen sich hier blicken.
„Ich habe in wenigen Monaten so viele Arten gesehen: Tropische Bartenwale, Pottwale – ja, sogar Schnabelwale, die Rekordtaucher der Tiefsee“, erzählt ein Crewmitglied. „Diese Tiere verbringen nur rund acht Prozent ihres Lebens an der Oberfläche. Jeder Moment mit ihnen ist ein Geschenk.“
Nachhaltige Walbeobachtung auf Teneriffa – sanfter Tourismus auf hoher See
Wer dieses Naturschauspiel erleben möchte, sollte sorgfältig wählen – denn nicht jede Tour behandelt Tiere und Umwelt mit Respekt. Der Picarus Sailing Club, beheimatet im Hafen von Puerto Colón, gehört zu den nachhaltig zertifizierten Anbietern und setzt Maßstäbe für verantwortungsvolle Walbeobachtung.
„Wir sind Mitglied im lokalen Verband für nachhaltiges Whale Watching“, erklärt ein Guide. „Das heißt: keine laute Musik, kein Müll im Meer, kein zu nahes Heranfahren und maximal zwei Boote gleichzeitig bei den Tieren. Wir halten uns strikt an die Buenas Prácticas – Verhaltensregeln, die den Tieren Raum lassen.“ Dazu kommen regelmäßige Schulungen für die Crew und aufklärende Gespräche mit den Gästen – jede Tour ist auch eine kleine Expedition ins Wissen.
Zu den bekanntesten Bewohnern zählen die Pilotwale, auch Grindwale genannt. Sie leben in matriarchalisch geführten Familienverbänden und ernähren sich unter anderem von Riesenkalmaren, die in über 1.000 Metern Tiefe zu Hause sind. Mit ihrem hochentwickelten Sonarsystem können sie in völliger Dunkelheit navigieren und bis zu 20 Minuten tauchen. „Die Großmutter führt die Gruppe an“, erklärt der Guide, während eine kleine Familie gemächlich am Boot vorbeizieht. Keine Hektik, kein Ausweichen – nur gelassene Koexistenz. „Es ist ein Miteinander auf Augenhöhe – solange wir wissen, wann wir uns zurücknehmen müssen.“
Der Ozean als Lebensraum – nicht als Bühne
Auch die Küste erzählt ihre Geschichten: von uralten Vulkanschloten, deren Felsformationen wie steinerne Schornsteine aus dem Meer ragen, über Relikte alter Süßwasserleitungen bis hin zu schroffen Klippen, die tausenden Seevögeln als Brutstätte dienen. Ein empfindlicher, aber faszinierender Lebensraum.
„Es gibt leider Anbieter, die mit Vollgas durchs Schutzgebiet rasen oder den Tieren zu nahe kommen“, sagt der Guide offen. „Doch immer mehr Gäste achten bewusst auf Nachhaltigkeit. Viele kommen genau deshalb zu uns – weil wir mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie. Ein Ausflug mit dem Picarus Sailing Club soll keine inszenierte Show und kein schnell abgehakter Social-Media-Moment sein. Es ist eine Einladung zum Innehalten, Staunen und Respektieren – und zu einer Begegnung, die lange nachwirkt.“
Infos & Buchung
picarussailingclub.com
Abfahrt täglich ab Puerto Colón | Max. 10 Gäste pro Tour | leckere Tapas, Getränke & spannendes Meereswissen inklusive
Bilder: ©Francis Pérez, Jessica Bachmann