Ein direkter Vergleich zwischen Tudor und Rolex Uhren bietet sich an: Immerhin wurden beide von Hans Wilsdorf erdacht und werden heute noch als gegenseitige Schwesterunternehmen von der gleichnamigen Stiftung betreut – was auch die oftmals ähnliche Optik der Uhren erklärt. Hinsichtlich des Preises, der Verfügbarkeit und auch der Wertentwicklung gibt es aber gravierende Unterschiede.
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Vergleiche zwischen verschiedenen Referenzen
Für Neu-Sammler oder ambitionierte Wertanleger: Luxusuhren haben stets eine präzise Referenz. Das ist die Modellnummer und hilft, die verschiedenen Jahrgänge/Ausführungen gleicher Modellserien zu unterscheiden. Wer die Wertentwicklung einer bestimmten Uhr vergleichen möchte, sollte also nicht nach allgemeinen Seriennamen wie “Black Bay” (bei Tudor) oder “Datejust” (bei Rolex) suchen – sondern nach der exakten Referenz.
Ebenfalls wichtig zu wissen: Tudor durchlief im Jahr 2009 einen Soft-Relaunch und versucht sich seither etwas stärker vom Schwesterunternehmen Rolex abzugrenzen. Zuvor nutzte Tudor im Regelfall Rolex-Bauteile kombiniert mit Standarduhrwerken, heute geht man einen eigenen Weg. Die Tudor Black Bay Uhr hat diesen Umschwung mit der Heritage-Serie eingeläutet.
Ein gravierender Unterschied zwischen beiden Marken, der sich auch auf deren Wertentwicklung auswirkt, zeigt sich in der Verfügbarkeit. Bei Rolex reicht es nämlich allen voran bei beliebten Serien wie der Submariner oder Day-Date nicht einmal allein das Geld zu haben – man müsste auch noch einen zertifizierten Rolex-Händler finden, der die Uhr überhaupt vorrätig hat und sie gewillt ist zu verkaufen. Bei Tudor stellt sich das Problem nicht: Die Nachfrage nach deren Uhren ist weitaus niedriger, an der Verfügbarkeit wird ein Neukauf also nicht scheitern.
Die Auswirkungen dessen zeigen sich mit einem Blick auf den Sekundärmarkt. Das ist der, wo Uhrenliebhaber (oder professionelle Gebrauchtuhrenhändler) ihre Uhren weiterverkaufen. Eine gebrauchte Tudor Black Bay macht den Unterschied deutlich: Die Black Bay Pro mit der Referenz 79470 notiert aktuell im Mittel bei rund 2.800 Euro – was auf 2-Jahres-Sicht einen Wertverlust von rund 37 % gegenüber dem Listenpreis entspricht. Von Wertstabilität also keine Spur: Wer die Uhr vor zwei Jahren zum Listenpreis kaufte, könnte sie heute bestenfalls mit einem Drittel Wertverlust weiterverkaufen.
Das ist gegenüber Rolex ein gravierender Unterschied: Selbst die Einsteigerserie Datejust notiert da im Regelfall mindestens 20 % über dem Listenpreis. Wer eine neue Datejust kauft, könnte sie also meist direkt mit Gewinn weiterverkaufen. Noch stärker wird das am Beispiel der beliebten Rolex-Submariner (Referenz 126610lv) deutlich: Die wird aktuell zum Listenpreis von 11.000 Euro von Rolex-Konzessionären verkauft. Auf dem Sekundärmarkt zahlt man dafür aktuell rund 14.500 Euro – vor zwei Jahren noch 24.000 Euro. Auch Rolex-Uhren durchlebten zuletzt also einen massiven Wertverlust, trotzdem sind die begehrten Uhren der Schweizer auf dem Sekundärmarkt immer noch weitaus teurer als im Neukauf beim Konzessionär – das ist die Wertstabilität, die Rolex-Fans so schätzen.
Fazit – Tudor-Uhren sind zur reinen Wertanlage ungeeignet
Die Wertstabilität und Wertentwicklung, die Uhren von Rolex oder beispielsweise Patek Philippe sowie Audemars Piguet aufzeigen, spielen in einer anderen Dimension – und in einer Liga, in der Tudor-Uhren nicht mithalten können. Selbst mittlerweile ikonische Tudor-Uhren, wie die Black Bay Chrono (Referenz: M79360N-0001), datieren bereits wenige Jahre nach der Markteinführung deutlich unter ihrem Listenpreis (5.500 Euro neu gegenüber rund 4.900 Euro auf dem Sekundärmarkt in ungetragenem Zustand). Tudor-Uhren nur zu kaufen, um sie dann in den Safe zu legen, macht also wenig Sinn: Aber das ist ja eigentlich auch nicht der Zweck einer Uhr – und für etwas mehr Schönheit und Luxus im Leben sorgen sie allemal.